Gewindeschneiden – Anleitung mit Tipps & Tricks

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung für den geübten Laien

Beim Gewindeschneiden zum Herstellen neuer Baukonstruktionen oder zur Reparatur von defekten Gewindelöchern und Schrauben spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle. Je nach Material und Beschaffenheit des zu bearbeiteten Gewindes ist die Wahl des richtigen Werkzeugs ein entscheidender Schritt, bevor man mit dem Schneidvorgang beginnt. Mit einigen Grundkenntnisse sowie den passenden Werkzeugen kann das Zuschneiden von Außen- und Innengewinden auch von Laienhand und passionierten Heimwerkern erfolgreich ausgeführt werden.

Bevor man mit dem Schneiden beginnen kann, muss zunächst die Art des Materials bestimmt werden. Je nach Beschaffenheit des zu bearbeiteten Materials sowie der Eigenschaft des Gewindes kommen für das Schneiden von Durchgangs- oder Sacklöchern in Innen- oder Außengewinden verschiedene Gewindebohrer zum Einsatz. Für mechanisch oder manuell geschnittene Gewinde gibt es einige wichtige Grundregeln, die man beim Zuschneiden beachten muss.

Das Schneiden von Innengewinden

Innengewinde können manuell oder maschinell geschnitten werden. Für das Schneiden des benötigten Kernlochs wird ein Bohrgerät benötigt, das manuell oder maschinell zum Einsatz kommt.

Welche Werkzeuge werden zum manuellen Gewindeschneiden benötigt?

  • Kernlochbohrer
  • Wendeisen
  • Gewindebohrer (eventuell Gewindebohrersatz)
  • Schneidöl, Fett oder Petroleum zum Schmieren

Welche Werkzeuge benötigt man zum maschinellen Gewindeschneiden

  • Tischbohrmaschine
  • Bohrmaschine oder Akkuschrauber

Das Schneiden von Außengewinden

Zum Schneiden eines Außengewindes, welches oftmals auch als Schrauben- oder Muttergewinde bezeichnet wird, werden zu den herkömmlichen Werkzeugen zusätzlich ein Schneideisen sowie ein Schneidhalter benötigt. Das jeweilige Rundmaterial, das für die Anfertigung eines Außengewindes benötigt wird, kann in Baumärkten kostengünstig erworben werden. Wer sich das Zuschneiden ersparen möchte, kann jedoch auch auf fertige Gewindestangen zurückgreifen, die im Internet preisgünstig angeboten werden.

Wie findet man man den passenden Gewindebohrer?

Beim Gewindeschneiden ist es wichtig den passenden Bohrer für das zu bearbeitende Loch zu finden. Es gibt unterschiedliche maschinelle sowie manuelle Gewindebohrer, die sich für das Zuschneiden von Durchgangs- oder Sacklöchern eignen.

Durchgangsgewindebohrer

Durchgangslöcher werden vorwiegend in Verbindung mit Schraubenmuttern oder zum Durchbohren von Blech benötigt. Hierzu benötigt man einen passenden Gewindebohrer, der über eine gerade Spannut verfügt. Gewindebohrer für Durchgangslöcher führen die Späne nach unten ab und verhindern somit, dass sich diese in der Spannut absetzen und somit den Schneidvorgang behindern. Durchgangsgewindebohrer sind nicht für das Anfertigen von nicht durchgehenden Sacklöchern geeignet, da sie aufgrund ihrer Form keine tiefgründigen Schneidarbeiten zulassen. Hinzu kommt der ungünstige Abtransport der Späne, der im schlimmsten Fall zu Verstopfungen und somit zum Bruch des Bohrers führen kann.

Sacklochgewindebohrer

Als Sacklöcher bezeichnet man Bohrungen, die das Material nicht komplett durchdringen. Sie werden meist zur Befestigung von Schrauben sowie zur Stabilisierung eines Werkstücks benötigt. Beim Bohren eines Sacklochs ist zu beachten, dass die Späne nicht nach unten durch ein Loch abgeführt werden können. Aus diesem Grund sind Sacklochgewindebohrer mit einer spiralförmigen Spannut ausgestattet, die den Span nach oben befördert und ihn somit durch die obere Öffnung abführt. Auf diese Weise wird eine Verstopfung des Bohrkanals und die mögliche Beschädigung des Bohrers verhindert. Die Spirale des Sacklochgewindebohrers ermöglicht aufgrund ihre speziellen Form das tiefgründige Bohren des Gewindes bis fast auf Grund des Materials.

Im Gegensatz zu Durchgangsgewindebohrern sind Gewindebohrer zum Anfertigen von Sacklöchern auch für das Bohren von Durchgangslöchern geeignet. Da der Zeitaufwand für das wiederholte Wechseln von Sackloch- zu Durchgangsgewindebohrern zu groß ist, werden bei der maschinellen Fertigung vorwiegend Sacklochgewindebohrer verwendet.

Gewindebohrersatz – der Handgewindebohrer

Der Handgewindebohrer besteht aus drei verschiedenen Bohrern und wird aus diesem Grund auch als Gewindebohrersatz bezeichnet, der für das manuelle Gewindeschneiden genutzt wird. Der Bohrersatz besteht aus einem Vorschneider, der mit einem Ring versehen ist und das Gewinde somit vorab ausformt. Der Nachschneider sorgt mit insgesamt zwei Ringen für das Markieren und Zuschneiden der Gewindeform, während der ringlose Fertigschneider im letzten Arbeitsgang für das Schneiden und Ausformen der Spitzen zuständig ist.

Im Zeitalter des maschinellen Gewindeschneidens mit leistungsstarken präzisen CNC-Maschinen ist der Gewindebohrersatz fast aus allen Werkstätten verschwunden. Das manuelle Gewindebohren mit einem gängigen Handgewindebohrer hat jedoch auch heute noch seine Vorteile. Aufgrund seines flachen langen Anstiegs kann der Gewindebohrer exakt angesetzt werden und macht somit auch die Reparatur von beschädigten, stark verschmutzten oder rostigen Gewinden möglich.

Wie ermittelt man die richtige Größe des Kernlochs zum Gewindebohrer?

Bevor man ein Innengewinde zuschneiden kann, muss zunächst ein Kernloch gebohrt werden. Damit  der Gewindebohrer das Gewinde präzise zurechtschneiden kann, muss die Größe des Kernlochs, bzw. die Spantiefe  zum Gewindebohrer passen. Ist das Kernloch zu groß, lassen sich die Gewindespitzen, aufgrund des mangelden Restmaterials, kaum bearbeiten. Das Gewinde wird rauh und verfügt somit über eine schlechte Verarbeitung. Wird das Kernloch zu klein gebohrt, führt dies zu einer schlechten Spanabfuhr sowie einem erhöhten Spandruck, der einen Bruch oder eine Beschädigung des Bohrers zur Folge haben kann.

Berechnung der Kernlochgröße mithilfe einer Faustregel:

Die passende Größe eines Kernlochs lässt sich nicht nur durch Händler-Tabellen ermitteln, sondern auch aufgrund einer Faustformel berechnen. Es gibt hierzu zwei gängige Faustregeln, die zur Berechnung der Kernlochgröße herangezogen werden.

Die erste Formel zur Berechnung ist zu ungenau und führt zur einer falschen Berechnung des Kernlochdurchmessers

  1. Gewindenenndurchmesser x 0,8 = Kernlochbohrer

Um den richtigen Kernlochbohrer zu ermitteln, empfiehlt sich die Anwendung der zweiten Faustregel

  1. Gewindenenndurchmesser – Steigung in mm = Kernlochbohrer

Tipps zur Verwendung einer Tischbohrmaschine zum Gewindeschneiden

Die Verwendung von Maschinen sorgt für das präzise Bohren und Formen eines Gewindes. Damit das Bohren exakt und sicher ausgeführt werden kann, empfiehlt sich die Verwendung einer Tischbohrmaschine oder eines Bohrmaschinenständers, der für einen sicheren Stand des Geräts sorgt. Für das regelmäßige Gewindebohren mit der Tischbohrmaschine sollte man sich für den Kauf eines Gewindeschneidfutters entscheiden, das, im Gegensatz zum Schnellspannfutter, gleichzeitig mehrere Gewindeschneider aufnehmen kann.

Eine eingebaute Rutschkupplung sorgt für einen Stillstand der Maschine, wenn die gewünschte Bohrtiefe erreicht wurde oder der Gewindeschneider auf einen Widerstand stößt. Auf diese Weise wird die Gefahr eines Bruchs oder einer Beschädigung des Schneiders minimiert. Tischbohrmaschinen mit Linkslauf ermöglichen ein problemloses Herausnehmen des Gewindebohrers aus dem Gewindeschneidfutter während bei Maschinen ohne Linkslauf der Bohrer mit einem Wendeisen manuell herausgedreht werden muss.

Nachbearbeitung und Reparatur beschädigter Gewinde

Nachschneiden beschädigter Gewinde mit einem Handgewindebohrer

Mit Rost besetzte oder stark verunreinigte Gewinde lassen sich mit einem Gewindeschneider präzise nacharbeiten und sind anschließend wieder verwendbar. Beim Nacharbeiten von verunreinigten Gewinden sollte man jedoch vorab sicherstellen, dass sich kein Sand im Gewindegang befindet. Dieser könnte beim Bearbeiten den Gewindeschneider beschädigen. Bevor man mit dem Schneidvorgang beginnt, muss das beschädigte Gewinde zunächst mit Wasser von möglichen Sandresten gereinigt werden.

Beim Nachschneiden eines beschädigten Gewindes muss der Gewindeschneider exakt am bereits vorhandenen Gewindegang angesetzt werden. Ein Handgewindebohrer eignet sich zur Nachbearbeitung sowie der Reparatur eines beschädigten Gewindes besonders gut, da er sich durch seinen langen Anschnitt dem bereits vorgegebenen Gang anpassen lässt.

Verformte Gewinde mit einer Gewindefeile bearbeiten

Verformte oder deformierte Gewinde lassen sich auch mit einer Gewindefeile wieder in die gewünschte Form bringen. Die Feile verfügt über verschiedene Steigungen und passt sich somit den verschiedenen Gewinden individuell an. Durch die manuellen Bewegungen lassen sich beschädigte Gewinde präzise nacharbeiten.

Sicherheitstipps beim Gewindeschneiden

Um Verletzungen beim Bohren, Schneiden und Reparieren von Gewinden vorzubeugen sollten einige wichtige Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

  • Schutzbrille

Trotz der geringen Drehzahl von manuellen oder maschinellen Gewindeschneidern, sollte während des Arbeitsvorgangs eine Schutzbrille getragen werden. Gängige Gewindebohrer werden aus einem sehr harten Material gefertigt, das jedoch brechen kann. Abgeplatzte Kleinteile oder Ecken können sich durch den erhöhten Spannungsdruck lösen und die Augen schädigen. Das Ausblasen von Gewindelöchern sollte ebenfalls nicht ohne Schutzbrille erfolgen, da die feinen Metallspäne zu Augenverletzungen führen können.

  • Handschuhe

Während des Bohrens des Kernlochs sollte auf das Tragen von Handschuhen verzichtet werden. Diese können sich während des Bohrvorgangs im Gerät verfangen und zu schweren Verletzungen führen. Zum Reinigen oder Entfernen der scharfkantigen Fließspäne, die beim Gewindeschneiden entstehen, empfiehlt sich das Tragen entsprechender Schutzhandschuhe, um Schnittverletzungen an den Händen zu vermeiden.

Fazit:

Das Schneiden von Außen- und Innengewinden lässt sich mit geeignetem Werkzeug, etwas Fingergeschick sowie einem Basiswissen auch in der heimischen Werkstatt bewerkstelligen. Unter Einhaltung wichtiger Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz vor Verletzungen, können neue Gewinde hergestellt sowie Reparaturen an beschädigten Gewindegängen vorgenommen werden.

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